Seit wir krebskranke Frauen fotografieren, setze ich mich viel intensiver mit den Themen Gesundheit, Hilfe annehmen und auch Ableismus auseinander.
In dem Zuge, muss ich euch vom Sanitätshaus Hellbach erzählen – auch wenn viele von euch es bestimmt schon kennen. Und nein – es wird jetzt nicht medizinisch-langweilig, sondern „frech, wild und wunderbar“!

Das ganze Haus ist gestaltet wie Susis Charakter: Warm, bunt und heimelig ♥ Das Sanitätshaus vereint in meinen Augen alles, was man sich wünscht, wenn man Einschränkungen hat, krank oder einfach nur in einem hohen Alter ist. Es ist unfassbar, was Susi und ihre Familie da auf die Beine gestellt haben. In absolut jedem Detail steckt Liebe – ganz viel Astrid Lindgren und Schwedenflair. Hellbach zeigt mir, dass medizinische Hilfsmittel nicht immer „medizinisch“ und klinisch sein müssen. Es geht auch in bunt mit viel Wärme, Charme, Lebensfreude und Liebe.
Wenn man das Sanitätshaus betritt, muss man kurz überlegen, ob man im falschen Laden gelandet ist. Eine Mischung aus Kleidung, Deko, Accessoires, kulinarischen Köstlichkeiten und vielem Mehr. Kurz gesagt: ein Conceptstore. Es macht riesen Spaß in den vielen schönen Kleinig- und Großigkeiten zu stöbern. Und fündig wird man so gut wie immer.





Ein Stück weiter hinten gelangt man zur Wäsche-Abteilung. Sanitätshaus – da gibts sicher nur hässliche Wabbel-Schlüpis oder? Nein, im Gegenteil: vom Conceptsore ist man aus Versehen bei Hunkemöller gelandet. Also fast. Die Wäsche ist absolut zauberhaft. Hochwertige Stoffe, verziert mit Schleifchen oder Rüschen und in interessanten Farben. Und vermutlich ist das alles auch noch super bequem.
Auf dem Weg zum Reha-Pavillon passiert man die Kabinen, in denen Messungen, Anpassungen und Ähnliches durchgeführt werden. Die sollten aber eigentlich eher „gemütliche Plätzchen“ genannt werden – denn auch da geht das Konzept weiter: hell, freundlich, bunt (ohne aufdringlich zu wirken) und gemütlich. War man vorher nervös und das sympathische Lächeln der Hellbach Familie hat noch nicht gereicht zum auflockern, ist man es spätestens nach Betreten dieser gemütlichen Plätzchen. Wohlfühlfaktor garantiert.




Und dann gelangt man in den Reha-Pavillon. Zwischen vielen kleinen Hilfsmitteln, tummeln sich dort auch größere Gerätschaften wie Badewanne, Pflegebett, verschiedene Rollatoren und Rollstühle und noch ganz viel mehr. Ich gucke mir also als erstes das Pflegebett an. Abgesehen davon, dass man solche großen Hilfsmittel platzbedingt in den wenigsten Sanitätshäusern hautnah begutachten (und bestimmt auch test-liegen?) kann, zeigt Susi vor allem eins: wie schöne Bettwäsche, ein Strauß Blumen und ein bisschen liebevolle Deko das Pflegebett komplett aus dem medizinisch-kranken Kontext reißen und in ein Gefühl von Heimeligkeit einbetten.
Egal worum es geht: Hellbach führt einen immer mit viel Herzenswärme an all die Dinge, die man im Sanitätshaus so bekommt. Man verliert hier jegliches Schamgefühl und fühlt sich stattdessen einfach nur gut aufgehoben.
Hellbach nimmt mir diese diffuse Angst, die ganz tief drin in vielen von uns liegt. Diese Angst davor plötzlich auf all diese Hilfsmittel angewiesen zu sein, Hilfe zu brauchen, nicht mehr gesund zu sein, plötzlich am eigenen Leib zu verstehen, wie unglaublich NICHT inklusiv unsere Welt ist.


Das bringt mich plötzlich auf einen Gedanken, über dem ich immer wieder brüte: Warum hab ich denn überhaupt Angst vor diesen Hilfsmitteln? Das macht doch keinen Sinn.
Denn es sind Gegenstände, die Menschen im Alltag entlasten und ihnen eine Teilhabe an der Gesellschaft einfacher ermöglichen. Es ist doch wie mit einer Brille. Heutzutage muss sich erst recht niemand mehr schämen, wenn er eine braucht. Man hat so viele richtig gute Modelle zur Auswahl; Brillen sind mittlerweile so gängig, dass sie für viele ein stylisches Accessoire geworden sind. Wie viele Influencer tragen Fensterglasbrillen fürs #OutfitOftheDay? Worin liegt also der Unterschied einen Rollstuhl, Gehilfen, Hörgeräte, Bandagen, Einlagen oder andere Hilfsmittel im Vergleich mit der Brille zu nutzen?
Ganz einfach. Es gibt keinen.
Eine Freundin hat MS. Manchmal hat sie dadurch Probleme beim Gehen, sie nutzt jetzt eine Gehilfe. Es würde mich nicht wundern wenn das Ding irgendwann einen Totenkopf als Griff hat und schwarz lackiert wurde. Sie wird das Rocken und cool damit aussehen. Und das Beste: sie wird eine Erleichterung spüren und wieder schneller und sicherer zu Fuß sein.

Was ich damit sagen will, sind zwei Dinge. Wir sollten uns daran gewöhnen, Menschen mit Hilfsmitteln nicht überrascht oder befremdet anzusehen – auch wenn uns das ungewohnt erscheint. Die meisten Personen, die ich selber kenne, möchten einfach ganz normal behandelt werden. Wenn man sich unsicher ist, ob man sich bei irgendwas anders verhalten soll, kann man freundlich fragen – und ansonsten sprechen sie das in der Regel auch selber an. Beispielsweise kenne ich einen jungen Mann mit Hörgerät, er hat mich direkt darauf hingewiesen, näher zu kommen wenn ich mit ihm spreche und auch etwas lauter. Alles paletti!
Und wenn wir selber mal auf solche Hilfsmittel angewiesen sein sollten: dann werde ich froh sein, dass es solche Dinge überhaupt gibt und ich sie nutzen darf, um meine Lebensqualität zu verbessern. Und wenn mir Standard zu langweilig wird, suche ich mir einfach eine andere Farbe aus oder verschönere meinen Rollator mit Speichenschmuck und Blümchen um die Griffe.
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Fotos sind alle von mir.