„Klar, mach ich da mit!“ So oder so ähnlich war meine Antwort als Tamara mich damals gefragt hat, ob ich bei Beautiful You als Fotografin dabei sein möchte. Klar, weil Krebs die Geißel unserer Zeit ist und ich selber schon Menschen an diese Krankheit verloren habe und noch verlieren werde. Dabei hatte ich keine Ahnung worauf ich mich da einlasse und wie wichtig mir das Projekt irgendwann noch sein wird.
Mit jedem Shooting-Tag im Zeichen der Schönheit, egal was das Schicksal mit dir macht, wird mir das immer mehr bewusst.
Natürlich, wir sind keine Ärzte, keine Magier und können gegen dieses fiese riesige Arschloch per se nichts ausrichten. Aber wir tun das was wir können: Menschen ein bisschen Glück zurückgeben. Um sich besser zu fühlen, vielleicht um mit mehr Ansporn durch all die Lava zu waten, die das Leben gerade für einen bereitstellt und am Ende womöglich sogar mit neuem Kampfgeist das Schwert noch ein bisschen fester zu packen auf dem Weg in die große Schlacht.
Jeder Shooting-Tag ist ein Wechselbad der Gefühle und überfordert mich emotional so sehr. In der Luft liegen Freude, Glück, Trauer, Wut auf die Welt und ihre Ungerechtigkeit, ganz viel Liebe, lautes Lachen, Mut, Zusammenhalt und so viel Schönheit.
Wenn ich mich kurz vor oder nach den Shootings mal in ne Ecke verziehe, wissen die Mädels und Jörg schon Bescheid: da wird kurz laut geschnieft, durchgeatmet und die Tränchen getrocknet, die ich den Tag über immer wieder nicht zurück halten kann, weil ich nicht weiß, wie ich mit dieser ganzen Hoffnung, Lebenslust und Tragik gleichzeitig umgehen soll – wie sich dieses Strahlen in den Augen mit diesem Kampf einfach nicht vereinbaren lässt . Also muss es kurz mal raus. Und da bin ich sicher nicht die einzige.
Aber sobald ich die Kamera in den Händen halte, habe ich meinen Superheldenumhang umgeworfen, mein Cape, das mich stark macht, und dann grinse ich, weise die zauberhafte Dame vor meiner Linse ein, wir haben Spaß und kreieren gemeinsam wunderschöne Bilder. Bilder, die einem das Selbstwertgefühl zurückgeben, dass man während der Chemo unweigerlich zusammen mit den Haaren und manchmal noch viel mehr verliert.
Ich bin so stolz auf all die Frauen, die sich überwinden und trauen dieses Shooting zu machen. Auch wenn sie die Bilder privat halten. Überhaupt den Mut zu haben, sich darauf einzulassen hat meinen größten Respekt. Denn ich bin sicher, es ist manchmal nicht einfach. Aber es lohnt sich. Denn am Ende ist es viel mehr als „nur“ Bilder.
Es ist ein Tag voller Zusammenhalt und Gemeinschaft, voller Verständnis und Menschen, die einem zeigen, dass man nicht alleine ist. Ein paar Stunden unterhaltsame, liebevolle Gesellschaft mit der Möglichkeit sich zu connecten und sich auszutauschen. Wenn man mag, gibt es Tipps und Unterstützung, egal ob es hilfreiche Empfehlungen für die Chemo sind, unterstützende Hautpflege oder Adressen für bequeme Kleidung und stylische Kopfbedeckungen. Oder man genießt einfach nur das Beisammensein.
Alles kann – nichts muss.
Die Fotos in diesem Beitrag sind alle von mir, außer die Quelle ist direkt genannt.