Ursprünglich sah dieser Beitrag hier ganz anders aus, ich wollte darüber schreiben wie schlimm die Situation ist, dass ich nicht verstehen kann, warum wir wieder alles unterschätzt haben, dass ich Angst um meine und unser aller Zukunft habe… aber weißt du was? Die Medien bombardieren uns gerade schon mit genug schlimmen Nachrichten – weil es davon aktuell einfach viele gibt. Und weil wir an unserer momentanen Situation nichts ändern können – außer natürlich die Regeln befolgen – möchte ich mich lieber den positiven und schönen Seiten dieser Krise widmen. Denn die gibt es mittlerweile und es sind nicht wenige. Je länger wir das durchstehen, desto mehr Gutes sehe ich in der Welt. Und ist es nicht viel sinnvoller und schöner seine Energie darauf zu konzentrieren? Ganz nach dem Motto: Statt Sorgen lieber Nudeln machen? Und davon haben wir vermutlich aktuell alle mindestens genauso viel 😉
SPREAD POSITIVE VIBES
Zwischen all der Ungewissheit, der Angst, der Todesfälle und der Katastrophe gibt es auch Lichtblicke und wunderschöne Dinge, die passieren. Dieses „bleiben Sie gesund“, was nach jedem Einkauf statt „schönen Tag noch“ ertönt. Es klingt viel wichtiger und schöner als diese andere Floskel. Jemandem ist wichtig, dass es mir gut geht – das ist einfach ein behagliches Gefühl.
Plötzlich läuft unser Leben langsamer, „entschleunigt“, wie man aus den Medien so oft hört. Auf einmal gibt es keine wichtigen Termine mehr. Unser kompletter Alltag wird umkrempelt. Wir hören auf uns abzuhetzen. Das Wetter ist schön, ich geh draußen mal ne extra Runde mit dem Hund spazieren. Draußen sein und die Ruhe der Natur genießen, Sonnenstrahlen auf der Haut – das ist der neue Luxus. Lang vor uns hergeschobene Projekte nehmen plötzlich Gestalt an. Man, der Frühjahrsputz ist eh fällig – auf gehts! Endlich komm ich mal dazu dieses Buch zu lesen, die Vorhänge wollt ich schon ewig kürzen und der Schrank muss auch mal wieder aussortiert werden. Die „Irgendwanns“ auf der To-Do-Liste werden ganz schnell viel kleiner.
Wann wir wen treffen, wann die Nägel gemacht werden, der Friseurtermin steht, jenes Date, dieser Kinobesuch, all die privaten Wichtigkeiten gibt es gerade nicht. Unsere Luxus-Probleme werden beinahe unsichtbar. Unsere Gesundheit und die Familie sind wichtig. Und natürlich ob wir genug Klopapier im Haus haben. Mein Terminkalender war seit Jahren nicht so leer.
Wir denken täglich an unsere Lieben, lernen Freunde und Verwandte zu vermissen. Telefonieren, Facetimen, schreiben Briefe an sie – immer mit den letzten Worten „Pass auf dich auf“. Genauso schön wie ein „ich liebe dich“.
Und nicht nur das, die Gedanken kreisen auch um unsere Nachbarn. Wie es wohl der Dame nebenan geht – hat sie eigentlich Familie, die sie unterstützt? Vielleicht klingel ich lieber mal und frage nach statt in Sorge zu sein, niemanden belästigen zu wollen. Die Menschen setzen sich füreinander ein, es werden selbstständig Nachbarschaftshilfen auf die Beine gestellt, kostenlose Babysitter gefunden, Einkaufshelfer organisiert, man teilt aus Nächstenliebe ohne Hintergedanken. Kinder malen Bilder und Erwachsene schreiben liebe Botschaften und Briefe an Altenheime um den Alltag der Menschen zu erfreuen – das ist so wunderschön, dass ich eine Träne im Auge habe. Dieses Engagement brauchen wir für immer – auch wenn wir diese Krise durchgestanden haben.
Unternehmen, die ihren Gewinn sonst mit „Luxusgütern“ erzielen, schwenken plötzlich um und produzieren Desinfektionsmittel statt Make-up und Schutzkleidung statt Bademode. Brennereien liefern Apotheken Alkohol um selber Desinfektionsmittel herzustellen. Im Internet findet man überall Anleitungen für DIY-Mundschutz, weil es auch wichtig ist, seine Mitmenschen zu schützen. Auch unsere Arbeitgeber sind von heute auf morgen flexibel geworden. Natürlich kann Homeoffice gemacht werden, wir haben schließlich alle Laptops. Auch Arbeitszeiten werden flexibler gestaltet, weil man merkt, die Firma läuft trotzdem. Man wird kreativ um die Keime zu umgehen, Kassen werden hinter Plexiglas versteckt und in Folie gehüllt, die Kassierer tragen Handschuhe und werfen das Wechselgeld direkt in den Geldbeutel. Wurst- und Käsetheken bauen Lebensmittel-Rutschen damit man sich nicht berühren muss. Lösungen werden gefunden und es ist sogar irgendwie richtig schön anzusehen, wie viele Menschen sich Mühe geben um sich und anderen das Leben in dieser schweren Zeit zu erleichtern.
Und uns wird klar, wie wichtig es ist, endlich die Berufe zu fördern, die in unserem System am essentiellsten sind – allen voran jeden der im Gesundheitswesen arbeitet. Seit Jahren wird um eine bessere Bezahlung, Unterstützung, Entlastung, bessere Arbeitszeiten und mehr Förderung gebeten, auch damit diese Berufe für junge Menschen attraktiver werden und mehr Pfleger auf weniger Patienten kommen. Ich hoffe von Herzen, dass diese Pandemie endlich die Weiche dafür legt, dass sich etwas ändert. Und an dieser Stelle nochmal: vielen Dank an jeden, der gerade hilft diese Krise zu überstehen und sich selbst dabei einem hohen Risiko aussetzt – ohne euch würden wir untergehen und buchstäblich sterben. Ich denke, jeder der schon mal im Krankenhaus lag und auf Hilfe angewiesen war, weiß wie wundervoll es ist, wenn man in guten Händen ist und die Pflege bekommt, die man braucht.♥
Und die Natur, die macht einfach weiter. Es interessiert sie nicht was wir Menschen tun – wobei das stimmt so nicht. Sie ist vermutlich froh darüber. Die Vögel zwitschern ein bisschen lauter, die Sonne scheint ein bisschen heller, der Himmel wirkt klarer, genau wie das Wasser. Der Smog ist weg. Wir hören von überall auf der Welt, wie sie sich erholt, das Klimaziel 2020 ist wieder erreichbar, der CO2-Ausstoß geht zurück. Die Welt hat endlich die Möglichkeit durchzuatmen. Es ist so traurig wie viel Schaden wir anrichten aber gleichzeitig wunderschön zu sehen, wie schnell sich unsere Erde erholt wenn wir plötzlich still stehen.
#stayhome
ist der Slogan der diese Zeit dominiert. Ich hoffe sehr, dass wir es gemeinsam schaffen, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird und wir diese schier unlösbare Aufgabe irgendwie bewältigen können.
Die Gesellschaft ist immer noch gespalten. Es gibt die Vorsichtigen wie mich, die sich aktuell lieber einmal zu oft die Hände waschen, die Verrückten, die Einkäufe hamstern und Zuhause Burgen aus Klopapierrollen errichten und die Menschen, die immer noch nicht begriffen haben wie ernst die Lage ist. Nur weil du 20 bist heißt das nicht, dass du unsterblich bist. Hast du schon mal darüber nachgedacht, was passiert wenn du Überträger bist und beispielsweise deine Oma infizierst und die diese Krankheit nicht überlebt? Grausamer Gedanke oder? Aber mit diesem Gedanken müssen wir uns beschäftigen! Wir leiden aktuell alle unter dieser sonderbaren und furchteinflösenden Situation. Trotz aller Ärgernisse, keine Urlaube, ausfallende Hochzeiten, Veranstaltungen, die wir nicht besuchen können, kein Fußball und vieles mehr, muss uns bewusst sein, dass es Menschen gibt, die im Moment um ihr Leben ringen, Angehörige, die schier verrückt werden vor Angst, Menschen in Isolation, die niemanden haben, Unternehmen egal wie groß oder klein, die um ihre Existenz bangen…
Je mehr wir zusammen halten und gegen dieses Virus kämpfen, desto schneller können wir zur Normalität zurückkehren – gemeinsam sind wir stark – so war es schon immer.
Es ist krass zu sehen, wie schnell sich unser Alltag um 360 ° drehen kann, ohne dass wir untergehen. Es ist möglich. Die Frage ist, ob das System so weiterhin funktioniert und wir unser Verhalten auch nach dieser Krise beibehalten. Denn seien wir mal ehrlich, Termine und dieser schnelle Alltagstrubel werden wieder kommen. Ob dann noch genug Zeit und Willen bleibt um bei der Omi nebenan zu fragen ob sie Hilfe braucht? Ob wir dann noch so viel Solidarität im Alltag zeigen, auf die Umwelt achten und uns Gedanken machen?
Ich hoffe es. Und ich hoffe diese Krise hat gereicht, damit sich unsere Welt ein bisschen erholt und noch ein wenig länger durchhält, bis wir wirklich verstanden haben, was wichtig ist und lernen es zu pflegen.